Wie klangen die Alt-Arien von Bachs Matthäuspassion in der Uraufführung – und wie bei der Wiederentdeckung des Werks im Jahre 1829? Wie veränderte sich die Partie von Glucks Orfeo allein schon dadurch, dass sie von einem Kastraten, einem Haute-contre, einer Altistin oder einem modernen Countertenor interpretiert wurde? Und wie wirkte es sich aufs Singen aus, wenn ein Schubert-Lied nicht auf der Bühne, sondern im Plattenstudio gesungen wird? In zwölf Kapiteln verfolgt das Buch die Aufführungsgeschichten von ausgewählten Partien aus Opern und Oratorien sowie von Liedern seit ihrer Entstehungszeit bis heute.

In Längsschnittstudien zeigen Expertinnen und Experten für die Geschichte des Singens auf, wie sich Ästhetik und Praxis des Singens in den vergangenen vier Jahrhunderten veränderten. Dabei ergibt sich ein neues Bild von der Geschichte des Gesangs, das interpretationsgeschichtliche Aspekte ebenso einbezieht wie medien-, körper- und geschlechtergeschichtliche. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf musikalischen Geschichtsbildern: Die Aufführungsgeschichten machen nicht zuletzt deutlich, wie sich der Umgang mit jeweils historischer Musik im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat.