Populäre Musik ist eng mit den technischen Bedingungen ihrer Übertragung und damit auch Speicherung verbunden. Auch die Gesangstechnik ist in populärer Musik nur einer von mehreren Faktoren, die den Klang des Vokalen bestimmen. Was wir hören, wenn wir Stimmen in populärer Musik erkennen, sind »Konstruierte Stimmen«. Die Stimme im Pop steht damit in einem Spannungsfeld von individuellem Ausdruck, kollektiven Identifikationsmustern und technischen Produktionsweisen. Gleichzeitig wird in populärer Musik auch der Spagat zwischen Individualität und gesellschaftlicher Breitenwirkung evident, der vielfältige musikalischen Formen nach sich zog und immer wieder neue Herangehensweisen an das Phänomen Stimme provoziert.

Das Buch beleuchtet die Möglichkeiten des vokalen Ausdrucks in populärer Musik anhand detaillierter Analysen von Tonaufnahmen seit dem frühen 20. Jahrhundert. Die Beispiele und Analysen stehen dabei jeweils exemplarisch für prototypische Gesangsstile, Strömungen oder Entwicklungen. Über Verweise auf Traditionslinien und Einflüsse der besprochenen Songs schaffen die Autorinnen und Autoren vielfältige Verknüpfungen zwischen ihren Kapiteln und geben darüber hinaus wertvolle Einblicke in die Stilistik von Sängerinnen, Sänger und Genres. Auf eine rein chronologische oder an Genres orientierte Geschichtsschreibung wird verzichtet, stattdessen stehen übergeordnete Zusammenhänge zur Diskussion, wie die vielfältigen Formen des Rufens und Schreiens, des Hauchens und Säuselns, der Virtuosität sowie der Studiobearbeitung. Gerahmt werden die Themen durch die Befragung zweier sich vermeintlich ausschließender Konstrukte, dem Mainstreamgesang und der als exotisch wahrgenommenen Stimme.